Kontakt
Hans-Joachim Schwabe
Uranusweg 2
41366 Schwalmtal
Tel.: 02163-2638
Über uns
Der Kirchenkreis Jülich und die Evangelische Kirche in Marokko (EEAM) sind seit 2010 durch eine Partnerschaft eng miteinander verbunden. Gemeinsam teilen sie Ihre Hoffnung auf Gerechtigkeit und ihren Glauben an Gottes Menschenfreundlichkeit insbesondere für Schwache und Benachteiligte.
Unser Projekt
Die kleine, aber durch Flüchtlinge und schwarzafrikanische Studierende stetig wachsende evangelische Kirche von Marokko ist schon seit Jahren mit der enormen Not vieler Flüchtlinge aus Afrika konfrontiert. Flüchtlinge, deren Ziel Europa ist, werden durch die Abschottungspolitik, die auch im Namen der Bundesrepublik Deutschland geschieht, mit allen Mitteln daran gehindert, Europa zu erreichen. Da es ihnen oft unmöglich ist, in ihre Heimatländer zurückzukehren, müssen sie als Illegale ohne jegliche staatliche Unterstützung in Marokko unter unmenschlichen Lebensumständen und unter Missachtung ihrer Menschenrechte und -Würde dahinvegetieren. Die meisten Flüchtlinge kommen nach einer oft mehrere Jahre andauernden Flucht körperlich entkräftet oder krank in Marokko an. Etwa ein Drittel der Flüchtlinge sterben auf der Flucht. Frauen werden auf dem langen Treck oft mehrmals vergewaltigt. Alle Flüchtlinge sind behördlichen Repressalien, Unterdrückung und großem Mangel ausgesetzt. Die meisten Flüchtlinge sind hochgradig traumatisiert. Marokkanern ist es bei Strafandrohung verboten, Flüchtlinge zu unterstützen. Nur die Caritas, die Eglise Evangélique au Maroc (EEAM) und einige lokale Nichtregierungsorganisationen stehen an der Seite der Flüchtlinge.
Durch die Schließung der Balkanroute und durch die fast vollkommen geschlossene Route Libyen-Italien (Verhinderung von Seenotrettung durch administrative Bestimmungen und die grausame Behandlung von Flüchtlingen in Libyen (Menschenhandel, Vergewaltigungen, Sklavenarbeit und massivste Misshandlungen)) sowie die fast völlige Vertreibung von Flüchtlingen aus Algerien sind die Flüchtlingszahlen in Marokko noch einmal dramatisch angestiegen, was auch die Not vergrößert.
Um dem Wunsch der EU zu entsprechen, den Norden Marokkos von Flüchtlingen freizuhalten, werden weiterhin einerseits Menschen fast immer alleine nachts in der Wüste ausgesetzt, in der Hoffnung, dass sie den Weg nicht zurückfinden oder die Füße in der steinigen Wüste so verletzt sind, dass sie nicht weiterlaufen können. In jedem Fall bedeutet das in den meisten Fällen einen grausamen Tod.
Andererseits werden die Flüchtlinge widerrechtlich aus dem Norden mit Bussen in den Süden gekarrt, wo sie einige Zeit in Internierungslagern verbringen müssen oder sie einfach auf die Straße gesetzt werden. Beides führt dazu, dass durch den breit verbreiteten Rassismus Pogrome gegen die Afrikaner_innen stattfinden. Dies soll einerseits dazu dienen, Flüchtlinge abzuschrecken überhaupt nach Marokko zu kommen und andererseits Europa zeigen, wie konsequent gegen Flüchtlinge vorgegangen wird.
Der Fluchtweg Nador bzw. Tanger an die Südspitze Spaniens wird immer wichtiger, aber auch die Fluchtroute vom Süden Marokkos zu den kanarischen Inseln nimmt an Bedeutung zu, obwohl dieser Weg wegen der Unberechenbarkeit des Atlantiks viel gefährlicher ist.
Obwohl die EEAM etwa 50% ihres Gesamthaushaltes für die Versorgung der Flüchtlinge einsetzt, reicht diese Hilfe bei weitem nicht aus. Nur jedem dritten Flüchtling kann ein wenig mit Lebensmitteln, Kleidung oder Decken für die Nacht geholfen werden. Eine größere medizinische Unterstützung bei schwerer Krankheit, ist aus finanziellen Gründen nicht möglich.
Erste Hilfe
Zumeist kann wirklich nur Geld für ein wenig humanitäre Hilfe und in den Städten für einen Schlafplatz (40 Menschen teilen sich einen Raum von 20 qm) und gelegentlich ein Medikament aufgebracht werden.
Microprojekte und berufliche Qualifizierung
Gemeinsam mit der EEaM, der UNO Flüchtlingshilfe und der Evangelischen Kirche im Rheinland qualifizieren wir als Kirchenkreis Jülich Flüchtlinge in Dreimonatskursen in diversen Berufen, damit sie eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben und genügend Geld verdienen, um in der Illegalität ein bescheidenes Leben führen zu können. Eine einfache Werkzeugausrüstung wird ihnen zur Verfügung gestellt. Durch diese Ausbildung mit der Aussicht auf eine bessere Lebensqualität geben wir den Menschen einen Teil ihrer Würde zurück.
Stipendien
Wenn für Studierende die Unterstützung von zuhause ausbleibt oder die Regierungen ihre Stipendien nicht mehr zahlen, dann erhalten schwarzafrikanische Studierende über die EEAM Stipendien, um nach Abschluss ihres Studiums in ihren Heimatländern ihr Wissen zur Verfügung zu stellen. 25 dieser Stipendien werden jedes Jahr vom Kirchenkreis Jülich finanziert und 40 von Brot für die Welt.
Projekt UMF (unbegleitete minderjährige Flüchtlinge)
Im September 2017 haben wir vor dem Hintergrund, dass es immer mehr und immer jüngere unbegleitete Flüchtlinge gibt, mit diesem Projekt begonnen. Den Kindern und Jugendlichen wird ein Schlafplatz zur Verfügung gestellt und sie werden verpflegt.
In diesem geschützten Rahmen können sie zur Ruhe kommen und in Zusammenarbeit mit einem Fachmann über ihre Zukunft nachdenken: Verbleib in Marokko, Rückkehr in das Heimatland oder Weiterreise nach Europa. Die Beratung erfolgt ergebnisoffen und ihnen wird, so weit als möglich bei der Realisierung des Wunsches geholfen. Alle Plätze sind belegt. Der erste Flüchtling, der dort aufgenommen wurde, war ein unbegleitetes siebenjähriges Mädchen.
Die Finanzierung erfolgt neben dem Kirchenkreis durch die Ev. Kirche in Deutschland, den Rheinischen Verband (Dachorganisation der etwa 800 Kindertagesstätten im Rheinland) und die Ev. Kirche im Rheinland.
Solidarität und gegenseitiges Lernen
Wir sind mit dieser Kirche und den Menschen solidarisch verbunden, umso mehr, weil wir für ihre Situation mit verantwortlich sind: Die von Europa ausgehenden, teilweise völlig illegalen und menschenrechtsverletzenden Abwehrmaßnahmen gegen Flüchtlinge aus Afrika werden auch in unserem Namen und aus unseren Steuergeldern mit finanziert.
Zugleich haben wir die große Chance, voneinander zu lernen. Beispielsweise, wie eine Kirche Menschen in Not auf Augenhöhe begegnet, Ihnen Hilfe und Wertschätzung entgegen bringt, ihre Würde achtet, sie integriert. So kann Kirche als „Kirche mit anderen“ wachsen!
In unserer Partnerschaft sind beide Seiten Gebende und Nehmende, Lehrende und Lernende.
Wir laden herzlich ein, sich mit Spenden an unserer Partnerschaftsarbeit zu beteiligen.
Wir laden aber auch herzlich ein, an der Ausgestaltung der Partnerschaft mitzuwirken.